Nehme ich den natürlich gefärbten grauen oder lieber den blau-weißen Delphin? Schnell war die Entscheidung für die kinderfreundlichen knalligen Farben gefallen. Der Aussteller aus Südfrankreich versprach mir, das gewünschte, naturgetreu geformte und 2 Meter große Kunststofftier bis zum Ende des Kongresses hier in Nantes für mich zu reservieren. Ich war dort im Mai 2003, um vor rund 400 Teilnehmern aus ganz Frankreich einen Vortrag über Inhalte der von uns in Hamburg entwickelten AquaPädagogik zu halten.
Nach Kongressende hatte ich also neben meinem Reisegepäck auch noch den großen Delphin zu transportieren, den der Aussteller mit einer durchsichtigen Luftpolsterfolie umwickelt hatte. Der Delphin war dadurch weiterhin in allen Einzelheiten zu erkennen. So war mir bereits auf dem Bahnhof in Nantes und im TCV-Expresszug nach Paris zumindest die Aufmerksamkeit aller Kinder sicher und ich hätte mit vielen Fahrgästen ins Gespräch kommen können, …. wenn ich doch etwas besser französisch sprechen könnte. In Paris mußte ich vom Bahnhof Montparnass mit der Metro zum Gare du Nord, um von dort weiter im Express nach Brüssel und dann im Nachtzug nach Hamburg zu kommen.
Der Montparnass-Bahnhof ist sehr weitläufig und auch wie viele Flughäfen mit modernen, langen Laufbändern ausgerüstet. Beinahe alle Passanten brachten mir ein freundliches Lächeln entgegen, denn es ist offenbar nicht alltäglich, dass jemand mit einem ausgewachsenen Delphin über der Schulter ausgerechnet auf dem Bahnhof herum läuft. Der Fischmarkt wäre da schon passender. Aus vielen Kinderkehlen tönte ein lautes „Dolphin!, Dolphin!“ und dann wurde an Mama oder Papa zu diesem Tier gezogen. Besonders lustig war es natürlich, wenn der Delphin auch noch wackeln, schaukeln, hüpfen oder sich drehen und hinter den Kindern her schauen konnte. In einem der unendlich langen Tunnel war der Delphin dann leider Unfallverursacher: ein kleiner Junge hatte seine Mutter mit viel Energie auf dem Laufband bis an mich heran gezerrt. Die Mutter machte das Spiel ein wenig mit und zog dann aber im nächsten normalen Tunnel ihren Sohn an mir vorbei. Mama war ziehend und rückwärts blickend so sehr mit dieser nun offenbar lästigen Aufgabe beschäftigt, dass sie den jungen Mann, der uns entgegen kam und gleichfalls nur auf den Delphin fixiert war, nicht rechtzeitig bemerkte. Sie prallten recht heftig mit den Köpfen zusammen. So war das Tier, das in den vorherigen rund drei Stunden für so viel Freude und Heiterkeit gesorgt hatte, plötzlich zur Ursache für zwei deftige Beulen geworden. Ab sofort verordnete ich ihm ein striktes Bewegungsverbot und in den beiden nächsten Zügen fristete er ein Schattendasein auf dem Gepäckbord und später unter der untersten Liege. Heute schwebt er über dem Schwimmbecken in Alstertal und schaut von oben zu, wie die Kinder ganz toll schwimmen.