Zu Recht wird seit Jahren der zunehmende Verlust von Lehr- und sportgerechten Bädern in seltener Einmütigkeit durch die großen Schwimm- und Rettungsorganisationen beklagt, dabei möglichst den Eindruck des Alleinvertretungsrechts für das gesamte Schwimmspektrum suggerierend. Medienwirksame Aufrufe, Aktionen und Bündnisse wurden gestartet, den vergangenen extremen Sommern eine Mitschuld zugeschrieben.
Bei kritischer Betrachtung ist auffällig, dass die Schuldigen an der Misere immer nur dort benannt werden, wo die eigene Verantwortung zu Ende ist.
So wird vermisst, was in zahllosen beruflichen wie privaten Lebensbereichen als Selbstverständlichkeit gilt: Speziell angesichts schwindender Ressourcen analysiert man die interne Situation, schaut mit offenen Augen in den eigenen Laden, stellt Inhalte, Ziele und Organisationsformen zur Diskussion. Anschließend wirft man womöglich Scheuklappen und Vorurteile gegenüber der in diesem Falle „bösen kommerziellen Konkurrenz“ nicht nur im heimatlichen Schwimmbad sondern auch auf „höherer Ebene“ über Bord und versucht es im Hinblick auf die kommenden Schwimmgenerationen mit freiem Denken, Kooperation und Partnerschaft.
Genau diese Auffassung vertritt der Bundesverband für Aquapädagogik (BvAP) seit seiner Gründung im Jahr 2000 und stellt heute fest, dass sich das Konzept der Aquapädagogik seither zwar außerhalb unserer Grenzen gut etabliert hat, im eigenen Lande jedoch nach wie vor weitgehend ignoriert oder gar boykottiert wird.
Bücher, Lehrfilme, zahlreiche Vorträge und Seminare sowie der neutrale Sicherheitstest haben – vor allem auf internationaler Bühne – bislang bewirkt, dass überzeugte Schwimmpädagogen seit Jahren frühes, sicheres und vielseitiges Schwimmen vermitteln, wir jedoch immer noch weit davon entfernt sind, die wesentlichen Inhalte wie Schreckreflexumkehr, sofortige Orientierungsfähigkeit unter Wasser sowie passives Schwimmen allen Schwimmschülern als Lebensversicherungen mit auf den Weg ins nasse Element zu geben.
Traurige deutsche Tatsache ist vielmehr, dass allein von 2000 bis heute in Deutschland nach offiziellen Statistiken im Durchschnitt jährlich 400 Personen ertrunken sind – insgesamt die Einwohnerzahl einer Kleinstadt. Teilt man die Meinung der meisten Schwimmexperten, die da sagen, dass man jedem tödlichen Ertrinkungsfall rund 100 „beinahe Ertrunkene“ mit oftmals schwersten gesundheitlichen Dauerfolgen hinzurechnen muss, ist seit 2000 bereits mehr als die Bevölkerung einer Großstadt wie beispielsweise Stuttgart, Düsseldorf oder Dortmund betroffen – eine erschreckende Vorstellung, die wachrütteln sollte.
Die Einzelfälle, nicht aber die ganzen Dimensionen der Geschehnisse, finden bislang in der Presse meist nur regionale Beachtung und sind somit der Öffentlichkeit kaum bekannt. Daher ist es an der Zeit, eindringlich auf diesen Missstand hinzuweisen. Im Sinne der Aquapädagogik ausgebildete Kinder nehmen „haarige, gefährliche Situationen“, an denen die meisten erwachsenen „Normalschwimmer“ kläglich scheitern und anschließend die Unfallstatistiken füllen, nicht einmal als bedrohlich war – und das bereits deutlich vor der Einschulung. Alle wesentlichen Inhalte, Ziele und Organisationsformen der Aquapädagogik sind ohne zusätzlichen finanziellen oder zeitlichen Aufwand in allen Altersgruppen und in jedem Bad durchführbar. Flächendeckend praktiziert, wäre zumindest die Kindersicherheit am und im Wasser in relativ kurzer Zeit deutlich zu erhöhen. Daher steht in der Aquapädagogik zunächst die Unfallprävention in spielerischer, entwicklungsgerechter Form im Vordergrund, während sportgerechte Bewegungsmuster, insbesondere die Beinbewegungen des Brustschwimmens als schwierigste und sogar medizinisch bedenkliche Teilbewegung, anfänglich bewusst außer Acht gelassen werden. Das Konzept setzt ferner auf vielseitige Bewegungserfahrungen und erlaubt Mischformen der Schwimmstile, während speziell die Sportschwimmer frühzeitig großen Wert auf korrekte, sportgerechte Bewegungen legen, sogar schon auf dem Weg zum ersten Motivationsabzeichen „Seepferdchen“.
Deshalb hat sich das Präsidium des Bundesverbandes für Aquapädagogik (BvAP) mit seinem Initiator, Präsidenten sowie Begründer der Aquapädagogik Uwe Legahn spontan entschieden, zum Ersten Deutschen Schwimm-Sicherheitstag mit Podiumsdiskussion und Pressegespräch am Montag, den 16. September ins Steigenberger Airport Hotel nach Frankfurt einzuladen.
Angesichts der weit verbreiteten Misere des deutschen Anfangsschwimmens, vor allem jedoch im Hinblick auf die schockierenden Unfallzahlen ist es nach Meinung des BvAP dringend erforderlich, gemeinsam nach Auswegen aus der misslichen Lage zu suchen. Ebenso erhoffen wir uns von der Veranstaltung ein deutliches Presseecho, um zukünftig die Eltern der kommenden Schwimmschüler in die Lage zu versetzen, für ihre Kinder überall einen kindgerechten Unterricht einfordern zu können. Zusätzlich wird der Start einer umfangreichen Untersuchung zu „Beinahe-Ertrinkungsfällen“ vorgestellt und auf die spezielle Problematik von so genannten „Unterrichtsopfern“ aufmerksam gemacht.
Um die Fähigkeiten unserer Schwimmschüler genau einschätzen zu können, bieten wir ferner allen Teilnehmern und Redakteuren, Reportern, Praktikanten und Volontären an, sich am Ende der Veranstaltung selbst aktiv an der Live-Demonstration des Wassersicherheitstests zu beteiligen. Dazu sollte man das Bronzeschwimmabzeichen besitzen und Badezeug mitbringen – und schon hat man den Stoff für einen netten Erfahrungsbericht „inhaliert“.
Programm des Ersten Deutschen Schwimm-Sicherheitstages 2019
am Montag, den 16. September 2019 im Steigenberger Airport Hotel Frankfurt, Unterschweinstiege 16, 60549 Frankfurt am Main
10.00 Begrüßung & Kurze Impulsvorträge zur Wassersicherheit:
Kinder- und Jugendsportmediziner Prof. Dr. Norbert Meenen, Diplompsychologin Barbara Noebel, Bundesgeschäftsführer der BAG-Kindersicherheit Andreas Kalbitz, ehem. Olympiaschwimmer, Dozent der Uni Mainz und Ehrenpräsident des Hessischen Schwimmverbandes Dr. Werner Freitag, Flugsicherheitsexperte Christof-J. Kemény, Initiator der Aqua-Kita in Nürnberg Jens Fischer und BvAP-Präsident Uwe Legahn
11.00 Podiumsdiskussion mit Repräsentanten der relevanten Schwimmorganisationen
11.45 Pressegespräch
12.15 Live-Demonstration des Wassersicherheitstests – wie zuvor erwähnt, gern mit aktiver Teilnahme der Pressevertreter.