Hallo Herr Dietrich,
keineswegs überrascht erfuhr ich frühzeitig durch Florian Burkhardt, dem stellvertretenden Chefredakteur des EVAU-Magazins, von der DLRG- und DSV-Weigerung, sich einem Streitgespräch mit mir zum Thema Anfangsschwimmen zu stellen.
Deswegen nicht überrascht, weil Sie es waren, der persönlich 2012 zunächst offiziell ein Rezensionsexemplar meines Lehrfilms anforderte und sich danach entgegen Ihrer Zusage weigerte, Ihre Rezension in der DSV-Zeitschrift zu veröffentlichen – ein Vorgehen, welches mir gegenüber von hoch geschätzten DSV-Praktikern als blamabel, unmöglich und erbärmlich tituliert wurde. Falls es Ihrem Gedächtnis entfallen ist, hier noch einmal der Link zu meiner Entgegnung auf Ihren eindrucksvollen Fairplaybeweis: www.aquapaedagogik.org/Blog/Rezension
Im Gegensatz zur völligen Verweigerung der DLRG hat sich die DSV-Führung dazu durchringen können, Sie immerhin mit einem schriftlichen Statement zu beauftragen, welches in der EVAU-Maiausgabe zusammen mit meinem Interview veröffentlicht wurde. Darin zeigen mir Ihre Aussagen, wie wichtig es im Hinblick auf die kommenden Schwimmgenerationen wäre, zu echten Streitgesprächen zusammen zu kommen. Schade, dass dazu offenbar das Vertrauen in das DSV-Konzept (vom DSV-Vizepräsidenten kürzlich als bestes in Deutschland gelobt) und/oder die persönliche Argumentationskette nicht ausreichen.
Zum letzten Absatz Ihres Statements noch folgende Anmerkungen:
Sie werfen mir darin persönlich das „häufige Verlassen der Sachebene sowie emotionales Wahrnehmen und Darstellen“ vor. So soll ich behaupten, dass der DSV seinen Mitgliedern mit Lizenzentzug droht, wenn sie meine Seminare besuchen. Auch soll ich verbreiten, der DSV beharrt auf der alten Brustschwimmtheorie, was Sie beides als Blödsinn bezeichnen.
Zur Lizenzentzugsdrohung: Besagtes Verhalten ist bislang zweifellos allein die Domäne der DLRG. Dem DSV kann ich das nicht vorwerfen, da differenziere ich genau. Leider habe ich keine Möglichkeit, jede Veröffentlichung eines Interviews vorab zu legitimieren, sonst wäre die missverständliche Passage in Zeit-Online zu Jahresbeginn sicher so nicht erschienen. Da bitte ich um Nachsicht.
Ebenso stimmt meine Aussage zum DSV-Beharren auf der alten Brustschwimmtheorie so nicht: Seit Jahren weise ich darauf hin, dass sich die DSV-Führung offiziell vom Brustschwimmen als erste und einzige Anfangsschwimmart entfernen will und hebe anschließend das Problem der Umsetzung an der Basis hervor. Darüber berichten uns nicht nur unzählige Eltern und Pädagogen. Mehrfache Umfragen unter Fachbesuchern der Interbadmesse zeigten ebenfalls auf, dass das Brustschwimmen nach wie vor zwischen 80 bis 90 % im gesamten deutschen Schwimmunterricht überwiegt – sicherlich kein belastbares Zahlenmaterial, keine wissenschaftlich abgesicherte Statistik, aber eben doch zumindest eine eindeutige Trendrichtung aus der Sicht der Praktiker, die beruflich in Schwimmbädern tätig sind.
Aber wo verlasse ich die Sachebene? Seit wann ist emotionales Wahrnehmen und Darstellen im vorschulischen Lehr- und Lernbereich negativ?
Ich gebe gern zu, dass mich diverse hautnahe Kontakte mit unterschiedlichsten „Ertrinkungsfällen“ – sowie eigene Beobachtungen und Berichte der bewussten Schaffung von Unterrichtsopfern durch robuste Schwimmausbilder – nach wie vor emotional aufwühlen! Mir sind die Folgen nur all zu gut bekannt. Wäre ich da frühzeitig abgestumpft, hätte sich meine sportpädagogische Arbeit sicherlich gänzlich anders entwickelt. So hat mir mein Lehrerdasein in öffentlicher Schule, Lehrerfortbildung, Vereinsarbeit, privater Schwimmschule sowie internationaler Vortrags- und Seminararbeit immer wieder gezeigt, dass gerade hier emotionale Kompetenzen über Erfolg und Misserfolg entscheiden.
Wenn heute viele Politiker, Lobbyisten und leider auch praxisferne hauptamtliche Sportfunktionäre diese Eigenschaften gern aus ihrem Horizont verbannen und später nicht selten überrascht sind, wie wenig glaubhaft sie „rüberkommen“, wie realitätsfern sie inzwischen agieren, sind sie für mich noch lange kein Vorbild! Da bleibe ich doch lieber ein derart gescholtener Emotionsmensch.
Als solcher bedaure ich es sehr, dass hier – sogar trotz neutraler Gesprächsleitung – wieder einmal eine gute Chance zur Steigerung der Kindersicherheit im Wasser durch die DSV-und DLRG-Gesprächsverweigeung vergeben wurde.
Lieber Uwe, die Zeilen aus deinem Brief „….immer wieder gezeigt, dass gerade hier emotionale Kompetenzen über Erfolg und Misserfolg entscheiden“ kann ich nur bestätigen. Leider gibt es zu viele „Sesself…..“ denen es an emotionaker Kompetenz fehlt. Man redet gegen die Wand, diese Menschen sind unbelehrbar! Ich vermute sehr viel Neid als Ursache! Toll wie du dich für dein Konzept stark machst!!!